Die ARA
Vorwort Vorstand
Es mag manchen wie ein Déjà-vu erscheinen: Vor zwei Jahren hatten wir an dieser Stelle die ökonomischen Verwerfungen und die große Belastungsprobe für die heimische Wirtschaft infolge der COVID-19-Pandemie angeführt – herausfordernde Rahmenbedingungen für die Tätigkeit der ARA AG. Heute, im Rückblick auf 2022, haben sich die Vorzeichen nicht wesentlich geändert – der Krieg in der Ukraine, die massiven Teuerungsschübe und die wachsende Inflation haben den Druck auf Österreichs Unternehmen weiter erhöht. Zugenommen hat auch die Entwicklungsgeschwindigkeit in zahlreichen Bereichen. Das birgt viel positives Potenzial, wie etwa neue technologische und ökonomische Möglichkeiten durch Big Data, Machine-to-Machine-Kommunikation oder künstliche Intelligenz. Andererseits schreitet auch die Erderwärmung immer rascher voran; das 1,5-Grad-Ziel wird – nach Einschätzung der UN – wohl nicht mehr zu halten sein.
In diesem gesamtgesellschaftlichen Umfeld hat die ARA bereits vor einiger Zeit begonnen, ihr Geschäftsmodell zu erweitern und ihr Leistungsportfolio weiterzuentwickeln, um ihre Kund:innen auch angesichts sich künftig rasch wandelnder Voraussetzungen in allen abfallwirtschaftlichen Fragen zu begleiten. Das geht über das per se nachhaltige Kerngeschäft der ARA (Rückführung von Materialien in den Stoffkreislauf, Sammlung und Recycling) hinaus. Wir bieten nicht nur Sekundärrohstoffe an, die Wirtschaft und Gesellschaft in Zukunft benötigen. Wir setzen darüber hinaus verstärkt auf Sortierung, Entwicklung neuer Rezyklate sowie Circular Design über den ganzen Lebenszyklus einer Verpackung.
Diese Entwicklung wurde 2022 konsequent vorangetrieben. Einen Meilenstein in diesem Zusammenhang stellt die Grundsteinlegung für den Bau einer Hightech-Sortieranlage für Leichtverpackungen gemeinsam mit „Bernegger” und „Der Grüne Punkt” dar. Ausgestattet mit modernster Nahinfrarotsensorik werden hier ab 2024 Rohstoffe voll digitalisiert aufbereitet und unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz eine deutlich höhere Ausbringung bei gleichzeitig gesteigerter Qualität erzielt. Mit einer Kapazität von 100.000 Tonnen pro Jahr ist die Anlage dreimal so groß wie bestehende Einrichtungen in Österreich.
Gemeinsam mit der Saubermacher AG wurde letztes Jahr auch die App Digi-Cycle gestartet, um Konsument:innen Sicherheit bei der richtigen Entsorgung von Abfällen zu geben und die Motivation zur Mülltrennung zu steigern. Mittlerweile sind mehr als 1.000 Abfallarten und 10.000 Markenprodukte in der App erfasst. Wir haben darüber hinaus ARA Circular Design intensiviert und die Recyclingfähigkeit der Verpackungen von 2.000 Artikeln eingestuft sowie Pilotprojekte zum Textil- und Baustoff-Recycling gestartet. Und wir sorgen in immer stärkerem Ausmaß dafür, dass die heimische Wirtschaft ausreichend hochwertige Kunststoffrezyklate zur Verfügung gestellt bekommt, um den zukünftigen Anforderungen der Europäischen Union gerecht zu werden.
Unser Fokus besteht also nicht nur darin, als Marktführer:in die Stoffströme derart zu lenken, dass die Kund:innen ihren rechtlichen (Compliance)-Verpflichtungen ebenso nachkommen wie Österreich den Vorgaben des EU-Kreislaufwirtschaftspakets. Wir sehen uns darüber hinaus in der Verantwortung, mit innovativen Lösungen und State-of-the-Art-Technologie neue Wertschöpfungsketten zu ermöglichen – und damit in bewährter Weise unterschiedliche Kompetenzen evidenzbasiert zum Nutzen von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft zu integrieren. Vor dem Hintergrund des notwendigen zügigen Umstiegs von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaft als Voraussetzung für stabiles Klima sowie stabilen Wohlstand blicken wir nach vorne – und schlagen neue Wege ein, wenn es gilt, Nachhaltigkeit ökonomisch immer attraktiver zu machen.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei all unseren Stakeholdern für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Denn eins ist sicher: nur gemeinsam können wir die Transformation zur zirkulären Wirtschaft schaffen und zukunftsfähige Lösungen entwickeln.
Vorwort des Aufsichtsratsvorsitzenden
Vor 30 Jahren wurde die Altstoffrecycling Austria AG geründet – mit dem Ziel, die Produzentenverantwortung für ihre Verpackungen rechtlich, technisch, logistisch und nicht zuletzt ökologisch abzuwickeln. Seither hat sich die Welt stark verändert – Wirtschaft und Gesellschaft sind von Globalisierung und Digitalisierung geprägt; Umweltschutz und Klimawandel haben sich vom politischen Nischenthema zur Herausforderung Nummer eins gewandelt. Die ARA hat sich im Laufe dieser Entwicklung immer wieder neu erfinden müssen: vom Entpflichter zum Sammler und Verwerter bis hin zum Stoffstrom- und Ressourcenmanager.
In dieser Zeit hat sich die Zahl der Kund:innen ebenso verdreifacht wie die Zahl der Sammelbehälter, die Leistung konnte am österreichischen Gesamtmarkt um 60 % bei gleichzeitiger Stückkostensenkung um 53 % gesteigert werden. Rund 14 Millionen Tonnen CO2 wurden in den letzten drei Jahrzehnten durch das ARA-Verpackungsrecycling eingespart. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann – unser Blick gilt im Jubiläumsjahr jedoch voll und ganz der Zukunft.
Die ARA setzt in ihrer Tätigkeit bereits an allen Gliedern der Wertschöpfungskette entlang des gesamten Lebenszyklus von Verpackungen an. Das reicht von der Herstellung über Handel, Sammlung und Sortierung, Aufbereitung und Verwertung bis hin zur Neuentwicklung. Besondere Bedeutung erlangt dabei die Versorgung der Industrie mit hochwertigen Sekundärrohstoffen aus heimischer Produktion. Vor allem angesichts der EU-Vorgaben für den Einsatz von Recyclingkunststoff nicht nur für Verpackungen, sondern auch für die Sektoren Bau, Automotive und Elektro/Elektronik sowie die öffentliche Hand ist die Frage von Verfügbarkeit, Qualität und Preis des Materials entscheidend für Österreichs Wettbewerbsfähigkeit. Mit zukunftsweisenden Lösungen stellt die ARA der Wirtschaft jedes Jahr hochwertige Kunststoffrezyklate und andere wichtige Sekundärrohstoffe in Industriequalität zur Verfügung – Tendenz stark steigend. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Besonderer Dank gilt an dieser Stelle Hon.Prof. Dr Christoph Scharff, der die Entwicklung des Unternehmens von Anfang an gestaltet und – vor allem in seinen 14 Jahren Vorstandstätigkeit und in seiner Eigenschaft als international renommierter Experte – maßgeblich zum Erfolgsmodell beigetragen hat. Seiner strategischen Kompetenz und großen Forschungsaffinität ist Österreichs hohes Niveau in der Kreislaufwirtschaft zu verdanken. Unter seiner Führung hat die ARA ihre Wertschöpfungskette entscheidend erweitert. In diesem Zusammenhang soll auch ein besonderes Willkommen ausgesprochen werden: DI Martin Prieler wird als neuer Vorstand für Produktion, IT und Finanzen mit seinem Know-how in Business Development, Transformation und Digitalisierung die „Circular Advantages” der ARA für unsere Kund:innen und Partner:innen weiterentwickeln.
Wesentliche Unternehmens- und Nachhaltigkeitskennzahlen
Als Gestalter der Kreislaufwirtschaft leisten wir täglich einen aktiven Beitrag für Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Rohstoffsicherheit in Österreich.
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741.000 T
Erfassungsmenge Verpackungen
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500.000 T
CO2-Äquivalente CO2-Einsparungen
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>2 Mio.
Anzahl Sammelbehälter
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116 kg
Pro-Kopf-Sammelmenge Verpackungen
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15 kg
Pro-Kopf-Sammelmenge Elektroaltgeräte
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>70 %
Marktanteil Verpackungen
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38 %
Marktanteil Elektroaltgeräte/ Batterien
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-53 %
Stückkostensenkung
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16.000
Kund:innen Verpackungsbereich
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2.600
Kund:innen Elektro- und Batterienbereich
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>90 %
Verpackungsrecycling
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94 %
Finden Mülltrennung gut
Kurzportrait
ARA – Wir sind Kreislaufwirtschaft
Zukunft. Kreislauf. Wirtschaft. – Wir leisten täglich einen aktiven Beitrag für Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Rohstoffsicherheit in Österreich.
Seit 30 Jahren arbeitet die Altstoff Recycling Austria AG als treibende Kraft der österreichischen Abfall- und Kreislaufwirtschaft und ist Marktführer:in unter den Sammel- und Verwertungssystemen für Verpackungen, Elektroaltgeräte sowie Batterien. Die ARA mit ihren Tochterunternehmen ARAplus GmbH, Austria Glas Recycling GmbH, DiGiDO GmbH, Digi-Cycle GmbH und ERA GmbH gilt heute als internationales Best-Practice-Modell. Sie entwickelt als Partner:in der Wirtschaft maßgeschneiderte Entsorgungslösungen in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft: von Entpflichtung über Stoffstrommanagement bis zu Circular Design und Digitalisierung der Kreislaufwirtschaft. Die ARA AG serviciert rund 16.000 Kund:innen. Sie steht im Eigentum heimischer Unternehmen und agiert als Non-Profit-Unternehmen nicht gewinnorientiert.
Drehscheibe der Kreislaufwirtschaft
Die ARA betreibt und steuert als Non-Profit-Unternehmen die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungen aus Haushalten sowie Betrieben nach den gesetzlichen Zielvorgaben und Auflagen des Klimaschutzministeriums. Unternehmen übertragen durch Teilnahme ihre Pflicht zur Rücknahme gebrauchter Verpackungen an die ARA AG als genehmigtes Sammel- und Verwertungssystem (SVS) gemäß Abfallwirtschaftsgesetz (AWG). Gemeinden, Gemeindeverbände und über 200 Entsorger und Verwerter setzen das Sammelsystem nach den Vorgaben der SVS in 94 Sammelregionen um.
30 Jahre ARA
Mit der Gründung der ARA AG im Jahr 1993 wurden sowohl Produzentenverantwortung neu definiert als auch Stoffkreisläufe institutionalisiert – ein Gewinn für Umweltschutz und Wirtschaft gleichermaßen. Diese Leitidee, nachhaltiges Handeln ökonomisch attraktiv zu machen, bestimmt noch heute unser Handeln. Rund 14 Millionen Tonnen CO2 wurden in den letzten 30 Jahren durch das ARA Verpackungsrecycling eingespart. Das ist Klimaschutz, wie wir ihn verstehen.
1993 zählten wir 5.356 Lizenzpartner:innen
Die Anzahl unserer Kund:innen ist seither kontinuierlich gestiegen. An unserem 20. Geburtstag waren es über 13.000; aktuell begleiten uns rund 16.000 Partner:innen aus der österreichischen Wirtschaft auf dem Weg zu einer zirkulären Wirtschaft.
60 % Leistungssteigerung bei 53 % Stückkostensenkung
In den letzten 28 Jahren wurden die Erfassungsmenge aus Haushalt, Gewerbe sowie Industrie in Österreich um 60 % gesteigert (2022: rund eine Million Tonnen) und die Stückkosten gleichzeitig um 53 % gesenkt (2022: 145 €/t): ein Gewinn für die Kund:innen der ARA.
Rund 2 Millionen Sammelbehälter
stehen den Österreicher:innen für die getrennte Verpackungssammlung zur Verfügung. Zum Vergleich: 1993 waren es noch 664.000 Stück. Darüber hinaus sind 1,88 Millionen Haushalte an die bequeme Sammlung mit dem Gelben Sack angeschlossen – Ende 1994 waren es erst 627.000.
Ressourcenschonung als Jobmotor
Knapp jeder 20. Arbeitsplatz in Österreich ist ein Green Job – rund 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden bereits in diesem Sektor erwirtschaftet. Auch bei der ARA haben sich in den letzten 30 Jahren neue Berufsbilder entwickelt. So finden sich Job-Titel wie Circular Packaging & Recycling Manager:in, Stoffstrommanager:in sowie Kreislaufwirtschaft Communication Specialist auf unseren aktuellen Visitenkarten.